Wenn man Liebeskummer hat, ist man sowieso schon in einem äußerst angreifbaren Zustand. Das mag erklären, dass einem nichts, aber auch gar nichts mehr peinlich ist. Wer leidet, dem empfehle ich Jaques Brel. Dem kann man in nüchternem Zustand kaum zuhören, aber wenn das Herz schmerzt oder der Kopf durch zu viel Wein benebelt ist, dann gibt es niemandem, der einen besser versteht als er. Er weiß was Leiden ist. No me quitte pas, verlass mich nicht, das muss man überhaupt erst einmal über die Lippen bringen und er singt es mit aller darin zu Grunde liegenden Verzweiflung.
No me quitte pas. Die Quittenzeit nähert sich dem Ende, was mich traurig stimmt.
Ich habe nämlich – und das passiert ja oft gegen Ende von Beziehungen – jetzt erst erkannt, was ich an ihr habe. Quittengelee und an guten Tagen ein Quittenlikör, mehr war nicht drin. Nun erst sehe ich das Potenzial und die vielen guten Seiten an ihr. Ist mir nicht aufgefallen, als sie sich noch auf dem Küchentisch stapelte. Da war sie so selbstverständlich und eben einfach da. Jetzt erst, da ich keine mehr bekomme, sehe ich ihre vielen schönen Facetten.
Da wären:
Quitte schälen und würfeln. Mit etwas Öl leicht und lange für ungefähr fünfzehn Minuten anbraten, bis die Würfel weich sind. Später Zwiebeln klein schneiden und ebenfalls anbraten. Das Lamm – genau – ebenfalls anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Auf den Salat geben. Gerne noch mit Walnüssen. Oder ohne grüne Beilage einfach so genießen.
Die Quitte ungeschält mit ein wenig Ingwer in kochendes Wasser geben und so lange köcheln lassen bis sie weich und schälbar wird. Schälen und in Stücke oder Streifen schneiden. In eine ofenfeste, gebutterte Form oder Schälchen geben. Zuckern. Am besten mit Musovadozucker, weil der so schön karamellig schmeckt. Aus gemahlenen Mandeln, Mehl, Butter und Zucker Streusel formen und über die Quittenspalten geben. Bei 250 Grad in den Ofen für fünf bis zehn Minuten.
Risotto mit Gorgonzola und Quitte
Die Quitte würfeln und mit etwas Butter lange anbraten. So lange bis sie weich ist. Den Risottoreis dazugeben. So lange rühren bis er glasig wird. Mit Weißwein und Gemüsebrühe oder Misosuppe auffüllen. Köcheln lassen. Zwischendrin in einer separaten Pfanne Zwiebeln anbraten. Zum Schluss salzen und pfeffern und Gorgonzolastückchen unterheben.
Rosenkohl-, Quittensalat mit Ziegenkäse und Ahornsirup [hier entdeckt und abgewandelt]
Die Quitte schälen und in Scheiben schneiden. Olivenöl und ein wenig Ahornsirup vermischen, die Quittenscheiben darin wenden und dann auf einem Backblech verteilen. Bei 170 Grad im Ofen weich rösten.
Derweil den Rosenkohl waschen, den Strunk abschneiden und einzelne Blätter abzupfen – was eine meditative Wirkung haben kann. Ebenfalls im Öl-Ahonsirup wenden, auf das Backblech geben, allerdings erst wenn die Quitte schon weich ist nach zehn Minuten, weil der kleine Rosenkohl viel schneller röstet. Das Ganze etwas salzen. Ziegenkäse zerkleinern und darübergeben. Pfeffern. Wer mag kann aus Zitronensaft, Olivenöl, Frühlingszwiebeln und etwas Cayenne-Pfeffer noch ein Dressing rühren und untergeben. Ich habe außerdem noch Walnüsse kurz mit etwas braunem Zucker angeröstet und drübergegeben.
Das alles hat sie in sich die Quitte. Und ich habe sie jahrelang auf Gelee reduziert und aufs Brot geschmiert.
Aber jede gute Liebesgeschichte endet tragisch, sagt man. Erst die Abwesenheit macht sie groß. “It seems that the presence of an object is required to make its absence felt […]. A kind of longing may have preceded their arrival, but you have to meet in order to feel the full force of your frustration in their absence,“ hat Adam Philipps geschrieben. Wie gut etwas war, merken wir erst, wenn es vorbei ist.
Aber das Leben geht weiter. Andere Mütter haben auch schöne Töchter und so höre ich das schönste Liebesabschiedslied: I can´t make you love me, schaue mir einmal noch Jaques Brel an und esse ein Brot dazu. Mit Quittengelee darauf natürlich. Alte Liebe rostet nicht.